Günter Stoklossa: Gartenzwerg

Zwergenhaut

Zwergenhaut I-III, Fotografie (2009)

Gartenzwerg

Kitsch! Ich doch nicht. Im Keller der Universität zwischen viel Gerümpel, Hinterlassenschaft diverser Studentenjahrgänge, lag so einer. Verschossen, abgewetzt. Reste von Bemalung, verloren und unbeachtet. Ich habe ihn mitgenommen. Was ich damit anfangen wollte, wusste ich noch nicht so recht. Erst mal in die Garage.

Wieder hervorgeholt und neben dem Hauseingang platziert. So als Provokation für Besucher und Nachbarn. Zwei Wochen lang allseitige Nichtbeachtung.

Dann im Sonnenlicht, ein Leuchten von innen heraus. Mein Interesse ist geweckt. Nun gehört tagelang meine ganze Aufmerksamkeit diesem ‚Ding’. Eine intensive Auseinandersetzung beginnt: Drehen, wenden, Nahsicht, Ausschnitt, Licht – und Perspektivenwechsel führen auf die Spur. Der ‚Zwerg’ offenbart nach und nach seine Geheimnisse. Die Individualität des ‚Dings’ wird sichtbar.

Die Serien ‚Zwergenhaut’ und das ‚Innenleben eines Zwerges’ sind das Ergebnis …

Das Innere des Zwerges

Das Innere des Zwerges I-III, Fotografie (2009)

Ortstermin Kreuzkirche – Präsentationsfragen

Die zuvor für die Kreuzkirche ausgewählten Bilder sind ausgeladen. Wo ist der richtige Platz für meine Bilder, wie können sie im Kontext mit der besonderen Atmosphäre des Kirchenraumes präsentiert werden?

Die anderen Ausstellungsteilnehmenden haben die gleichen Probleme. Also gibt es zunächst viel Abstimmungsbedarf untereinander und diverse Stellproben. Nach und nach bildet sich heraus wie und wo die Arbeiten am besten in Erscheinung treten. Es entstehen Beziehungen zu anderen ausgestellten Objekten im Einklang mit der sakralen Ausstattung der Kirche.

Ein Teil meiner großformatigen Bilder findet im Altarraum schnell seinen idealen Platz. Eine stimmige Situation mit zahlreichen Korrespondenzen zwischen Bild und Raum entsteht.

Die Bildserie ‚Zwergenhaut‘ findet den wie für sie bestimmten Ort im Grau des Sandsteins der aufgestellten Grabplatten unter den Kirchenfenstern. Dieses Grau zusammen mit den leuchtenden Rot- Orange Tönen der ‚Zwergenhaut‘ ergeben einen wunderbaren Farb- Dreiklang. Aber es gibt keine Möglichkeit zum Aufhängen.

Es mangelt nicht an alternativen Ideen: Ein Gestell bauen, einen Querbalken einziehen, ein Seil von der Decke herablassen (mindestens 10 Meter), Stellwände oder Podeste bauen. Alles wäre mit großem Aufwand machbar…, würde jedoch dem Kirchenraum und den Bildern nicht gerecht werden. Es ist keine befriedigende Lösung in Sicht. Enttäuschung, Frust, zeitweilig denke ich an Rückzug.

Dann plötzlich ist die rettende Idee da. Am Fuße des Grabsteins findet sich die Verbindung zwischen Bild, Grabstein und Raum. Ein pultartiges, niedriges Podest muss her. Die richtige Neigung für den Übergang von der Senkrechten des Grabsteins zum Fußboden ermitteln wir mit Hilfe von Stuhlkissen als Unterlage.

Der Rest ist Arbeit, handwerkliches Geschick und viel Zeitaufwand. In der Werkstatt der Universität werden die Podeste gebaut, poliert und gestrichen. Dank vieler kompetenter Helfer wird auch diese Herausforderung bewältigt. Alles passt.

In der Kreuzkirche

Ausstellungsansicht am Fuße zweier Grabplatten in der Kreuzkirche